Robin Müller: „Religion findet man nicht auf einem Blatt Papier“
NNP-Serie: Die Kapitäne
Sie genießen den Respekt ihrer Mitspieler und der Trainer, tragen die Binde am Ärmel mit Stolz und haben etwas zu sagen: die Kapitäne. Auf dem Platz im Vereinsdress kennt man sie als „Leader“ ihrer Mannschaft. Wir wollen wissen, wer der Mensch ist, der in diesem Trikot steckt. In dieser Folge unserer Serie präsentieren wir Robin Müller vom Fußball-Kreisoberligisten SC Offheim.
Ziemlich genau ein Jahr ist es inzwischen her, dass Robin Müller die Sportfreunde Eisbachtal verlassen hat und zu seinem Heimatverein SC Offheim zurückgekehrt ist. „Zurück zu den Wurzeln“, wie er selbst sagt. Die Entscheidung, aus der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar in die Kreisoberliga zu wechseln und mit nur 21 Jahren „erstmal einen oder zwei Schritte zurückzugehen“ bereut Robin Müller nicht.
„Auch mit etwas Abstand war es richtig. Eisbachtal war immer meine fußballerische Heimat, ich wollte aber jetzt mit meinen besten Freunden und mit meinem Bruder zusammen spielen“, sagt Robin Müller. Insbesondere über das Zusammenspiel mit seinem Bruder Luca und Kumpel Tobias Breidenbach freut er sich. Mit Tobias Breidenbach trainiert er zudem die A2-Junioren im JFV Dietkirchen/Offheim. Dabei sei es aufgrund der Corona-Pandemie aktuell gar nicht so einfach, die Schützlinge bei Laune zu halten. „Die Ungewissheit macht die Sache natürlich schwer. Wir appellieren an die Jungs, sich fit zu halten und weiterzumachen“, sagt Robin Müller.
Selbst hat der waschechte Offheimer bei den Minikickern des Sportclubs mit dem Fußballspielen angefangen, ehe er insgesamt 13 Jahre bei den Sportfreunden Eisbachtal – zwölf bei den Junioren, eineinhalb im Team von Marco Reifenscheidt bei den Senioren – auf Punktejagd ging.
Nach seinem Vereinswechsel im vergangenen Winter, übernehme er nun mehr Verantwortung. Nach nur wenigen Monaten schenkte ihm Trainer Dirk Hannappel das Vertrauen und ernannte ihn zum Spielführer der Offheimer „Bären“. Sein noch junges Alter spielt dabei keine Rolle, sagt Robin Müller. „Dirk hat schon viel gesehen, und Engagement wird bei ihm belohnt. Er wusste, dass ich gerne Verantwortung übernehmen und Schwung in den Verein bringen will. Da ist es auch egal, dass ich erst 21 bin“, sagt Robin Müller, der im Verein bestens aufgehoben fühlt. „Es geht familiär zu. In unserem Sportverein gibt es immer was zu tun. Man trifft sich und hilft einander.“
Studium in Frankfurt fordert viel Zeit
Doch wenn Robin Müller nicht gerade im Sinne der „Bären“ unterwegs ist, nimmt sein Studium – er studiert im fünften Semester Religionswissenschaften an der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität in Frankfurt – viel Zeit in Anspruch, wenn auch zurzeit lediglich virtuell. Oft wird er gefragt, wie er darauf komme, Religionswissenschaften zu studieren. Die Antwort ist simpel: „Es macht mir Spaß.“ Und das, wie er sagt, auch nach fünf Semestern noch genauso wie zu Beginn. „Religion findet man nicht auf einem Blatt Papier. Es sind die Menschen, die ihre Religion leben, die das Ganze so spannend macht“, so Robin Müller.
Sucht die Nähe zu den Menschen
Und überhaupt suche er die Nähe zu den Menschen. „Alleine im Rhein-Main-Gebiet gibt es eine Vielzahl an verschiedenen religiösen Gruppen. Das finde ich super spannend“, sagt er. Auch in seinem Studium beschäftigt er sich nicht bloß mit den großen Religion, sondern mit völlig unterschiedlichen religiösen Aspekten. „Das reicht von afrikanischen Religionen wie Voodoo bis zu Gemeinschaften, die eine neopagane, also neuheidnische, Weltanschauung vertreten“, erklärt er.
Was er nach seinem Abschluss vor hat, weiß der charismatische Offheimer Defensivspezialist noch nicht endgültig. „Es gibt viele Möglichkeiten“, sagt Robin Müller. Es habe sich ergeben, dass er nun Religionswissenschaften studiert. „Jetzt macht es mir große Freude. Es wird sich wieder eine Tür öffnen, durch die ich gehen werde. Ich lasse es also noch auf mich zukommen“, so Robin Müller.
Auch wenn auch er aktuell die Kontakte zu seinen Mitmenschen aufgrund der Pandemie reduziert hat, ist es ihm doch ein besonderes Anliegen, sich weiter regelmäßig mit seinen Freunden und seiner Familie auszutauschen. Dafür habe er sogar einen Online-Spiele-Abend über einen Video-Call auf die Beine gestellt.
Seine „Liebsten“ spielen in seinem Leben eine große Rolle. „Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie und mit meiner Freundin Jana“, sagt er.
Und für einen sportlichen Ausgleich während der Fußballpause hat er auch bereits gesorgt. „Neben dem Joggen habe ich das Körbewerfen für mich entdeckt“, sagt er. „Das kann man super alleine machen. Ich schnappe mir den Basketball und nutze den Korb auf dem Schulhof in Offheim.“
(Quelle NNP vom 23.01.2021 von Yannick Wenig)